CF: Schloss, Innenhof

Nachdem wir die Tür hinter den dichten Büschen an der Meerseite passiert hatten, was durch die steilen Klippen gar nicht so leicht war, stiegen wir die 100 Stufen lange Steintreppe ins Höhlenreich des gigantischen Schloss hinunter. Ich spürte, wie die Luft kälter und feuchter wurde. Den Weg hatte vor vielen Jahren unsere Mutter, eine begnadete Doton-Nutzerin erschaffen und durch Zufall hatten Aya und ich ihn beim Versteckspielen entdeckt und waren so auf das Geheimnis gestoßen, dass unsere Familie seit Jahren umwarb. Und von diesem Tag an versuchten wir immer wieder, wenn wir Zeit fanden, mehr über uns, unseren Clan oder unser Dojutsu herauszufinden. Vielleicht würden wir heute etwas entdecken, vielleicht aber auch nicht. "Und wieder einmal gehen wir uns selbst auf die Spur", scherzte ich und wartete am Anfang der Dunkelheit auf Aya, damit sie entscheiden konnte, welchen Weg wir wählen würden. Ich hatte schon beim letzten Mal entscheiden dürfen, diesmal war es an meiner Schwester den Weg zu wählen! Und vielleicht hatte sie in gutes Gespür, denn ich selbst konnte mir nicht vorstellen, dass wir etwas finden würden. Oft irrten wir einfach nur durch die Gänge, fanden ab und zu eine verschlossene Tür oder eine leere Höhle, aber selten etwas brauchbares. Heute war es mir aber auch egal, ob wir etwas fanden oder nicht, heute wollte ich einfach nur in der Kälte hier unten verdorren ...

"Ui, ich bin dran!", sagte ich mit einem spaßigen Lächeln in Bezug auf die Wahl der Richtung in die wir heute gehen würden. Sofort fühlte ich mich in die Zeit zurück versetzt, in der wir in den Katakomben Verstecken und Pirat gespielt hatten. Tapsig, wie ein kleines Kind setzte ich einen Fuß vor den anderen, als würde ich die Schritte einer Schatzkarte abmessen. Ganz wie in alten Zeiten. Vor meinem inneren Auge erschien eine gestrichelte Linie, die zu einem roten Kreuz führte. Ich brauchte ihr nur noch zu folgen.
"Wir sind da", sagte ich feierlich, obwohl ich keine Ahnung hatte wo wir waren. Jedenfalls standen wir vor einer hohen Tür. Behutsam öffnete ich das verrostete Schloss und bedeutete dann meiner Schwester als erste einzutreten. Kaum hatten wir den niedrigen Raum betreten, umfing uns eine gerade zu Ehrfurcht gebietene Atmosphäre. Etwas war anders als sonst ... Kurz wechselten wir einen Blick und traten einen Schritt in den Raum herein, der mit einem Mal hell erleuchtet war. Unwillkürlich zuckte ich zusammen, als Fackeln an den Wänden, eine nach der anderen gleißend hell aufglommen. Das Gewölbe war leer mit einer Ausnahme ... "Sayori ...", flüsterte ich leise. Ich starrte auf die vielen verschiedenen Symbole die in die Decke, Wände und Fußboden eingeritzt worden waren. Zunächst konnte ich nichts wirklich darin erkennen, doch sobald man den Blick ein wenig verschwimmen ließ ...
Überwältigt wich ich einen Schritt zurück. Ohne dass ich es jemals zu Gesicht bekommen hatte, wusste ich ... dies hier war das Noctemgan von Ayame Nan. Das Erbe unserer Mutter.

Während wir inmitten des Noctemgans meiner Mutter stand, klappte mein Kiefer nach unten und mit weit aufgerissenen Augen starrte ich durch den Raum, der das Meisterwerk unser Mutter sein musste. Wie lange hatten wir gebraucht um diese Tür zu finden? Nur ein oder zwei Stunden, ungewöhlich kurz. Manchmal suchten wir Tage ohne Erfolg und heute war das Schicksal unser Mutter anscheinend mit uns.
Ich aktivierte mein eigenes Noctemgan und plötzlich konnte ich zwischen den Linien, die das majestetische Bild malten Schriftzeichen erkennen, die anscheinend eine Anweisung darstellten. Wie eine Anleitung ...
"Aya", wisperte ich und sie nickte. "Soll ich es lesen oder willst du?", fragte ich in die kalte Stille, die sich wie ein Schleier über den Raum legte. "Du...", entgegenete mir Aya. Ich fing an, zu zittern, denn ich hatte Angst, etwas schreckliches würde passieren, wenn ich die Worte an der Wand las. "Aya. Sayori. Willkommen in der Höhle von unendlicher Zeit!" Ich schluckte. Unsere Mutter begrüßte uns indirekt, dass war äußerlichst seltsam ...
Aber obwohl mich schaurige Energiestöße durchzucken, zwang ich mich weiter zu lesen. "Dieses Jutsu nennt sich: Noctemgan ~ Verlust des Zeitgesetz! Es wird euch an einen Ort bringen, der euch unbekannt ist, zu einer Zeit an die sich eine von euch sehnlichst wünscht, um das Schicksal aufzuhalten, dass ihr ganzes Leben bestimmen wird. Hört nicht auf zu lesen." Ich hörte nicht auf, auch wenn mir jetzt schon bewusst war, dass wir in etwas schreckliches herein geraten waren. "Haltet euch an den Händen. Folgt den Anweisungen!" Ich folgte Ayames Worten und nahm die Hand von Aya. "Und jetzt, sagte beide ...", ich machte eine kurze Pause und dann lasen wir beide zusammen vor: "Jutsu der durchberechung von Raum und Zeit." Meine Augen brannten und der Boden unter uns, fing an sich zu drehen. Und dann verschwommen alle Farbe und die ganze Welt um uns herum ...