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Die Leute in Konoha musterten die Shinobi, die zu den Festspielen eintrafen, genauestens. Da waren Teams von weither angereist, Teams deren Fähigkeiten teilweise bis über die Grenzen der verschiedenen Reiche geflogen und bis zu ihnen vorgedrungen waren. Teams deren Äußeres allein schon genügte, um einen Shinobi wissen zu lassen: den möchte ich lieber nicht zum Gegner haben.
[Kankuro]
Ich war von einer seltsamen Ruhe erfasst. Ich fühlte mich stark. Gut. Überlegen. Diese seltsame Kombination aus Joko und Sayori an meiner Seite gab mir ein Selbstvertrauen, das tatsächlich noch um einiges größer war, als das, welches ich empfunden hatte, als wir mit Lian und Shi unterwegs gewesen waren. Sayori und ich hatten hart trainiert. Wir waren älter geworden. Reifer. Und hatten … unsere Erfahrungen gemacht. Was Joko anging: ich war mir sicher, dass er Ärsche versohlen würde. Das Seltsame war, dass es sich so anfühlte, als wären wir schon immer in einem Team gewesen.
Es war so, wie es eigentlich immer hätte sein sollen.
Obwohl ich die misstrauischen Blicke, die die Konoha-Nins ihren neuen Gegnern und damit auch uns zu warfen, kaum bemerkte, genoss ich sie. Ich prickelte förmlich auf einen Kampf.
Mein Blick glitt über die zahlreichen Shinobi die sich um uns herum befanden. Von jung und alt, nah und fern, von Nagato bis Sasuke war alles mit dabei. Moment mal …
„Nagato und Sasuke?“, sprach ich meinen Gedanken aus. Sayoris Kopf ruckte herum und wir beide starrten in die Richtung in der ein roter Uzumaki Schopf zufällig an einem schwarzen Uchiha-Haupt vorbei huschte.
„Du kennst ihn?“, fragte Joko neugierig, eindeutig auf Sasuke bezogen. Ich blinzelte ein paar mal, völlig aus meinen Gedanken gerissen.
„Ich … ähm …“ Kannte ich ihn? In dieser Welt? (Und was zum Henker hatte Nagato hier verloren??? (Jung!!)) „Ich glaube schon … Woher kennst du ihn denn?“, lenkte ich das Gespräch dann jedoch in eine andere Richtung – nicht nur um mich zu decken, sondern auch weil es mich interessierte.
Während Joko zu erklären begann, beobachtete ich aus dem Augenwinkel wie Sayoris Augen Nagato verfolgten (ach, sie und ihre rothaarigen Typen!), während ich weiterhin Sasuke fixierte (nicht dass ich mich nicht gerne auf bestimmte Haarfarben festlegte, hihi …).
„Naja, als Mitglied des Uchiha-Clans kommen er und ein paar der anderen uns manchmal zu Hause besuchen. … Vielleicht kennst du ihn ja daher …?“
„Ja, vielleicht …“, sagte ich wie in Trance, denn plötzlich begannen immer mehr alte und weniger alte und eigentlich viel zu alte Gesichter an uns vorbei zu laufen. Die Welt begann sich zu drehen. Da waren Deidara und Kurotsuchi (ein Mädchen, das Sayo und ich vom Treffen der Kage kannten – was zum Henker hatte sie mit Deidara zu tun??), Suigetsu und ein anderer spitzzahniger junger Mann, der ihm viel zu ähnlich sah, Itachi, Shisui und ein paar andere Uchihas und … „War das da gerade Tobirama Senju?“, fragte ich ungläubig und verfolgte mit zusammen gekniffenen Augen, wie ein (zugegebenermaßen gar nicht so schlecht aussehender) grauhaariger junger Mann mit rotem Streifen im Gesicht an uns vorbei lief. Ich hatte zu oft die in Stein gehauenen Kage Konohas bewundert, um ihn nicht zu erkennen. Da er mich anscheinend gehört hatte, warf er mir einen giftigen Blick zu (sehr sympathisch), ehe er an uns vorbei rauschte.
„Mhm … wir werden auf ein paar ziemlich starke Gegner treffen“, flötete Joko, der natürlich nicht den Hauch einer Ahnung hatte, wieso ich das Ganze so seltsam fand. Ihn mehr oder weniger ignorierend, warf ich Sayori einen Blick aus riesigen Augen zu. Oh je … was hatten wir angestellt?
Notiz an mich selbst: Niemals, wirklich niemals wieder, auf Aya hören! Entweder man landet in der Vergangenheit, lässt sich mit dubiosen Verbrechern ein oder wacht auf und befindet sich plötzlich in einer Parallelwelt, in der ein Dutzend Leute leben, die eigentlich tot sein müssten. Ja, Abenteuer mit Aya klingen immer nach einer Menge Spaß...
Ich seufzte und starrte einen Moment lang Sasuke und Nagato hinterher, bevor ich mich an Aya wandte. "Ich glaube, die Nans hatten eine Menge Langweile", ich meine, warum zur Hölle kam man denn sonst auf so einen abgefahrenen Scheiß? Natürlich ist es schön, dass die von uns tot geglaubten und zum Teil sehr geliebten Menschen nun wieder lebendig sind, aber irgendwie fühlt es sich falsch an. Diese Welt. Ich versuchte. das so gut es ging vor Aya zu verbergen, aber ich konnte nicht versprechen, dass ich nicht nach einem Gegen-Jutsu suchen würde.
Es bekommt dem Geist nicht, sich in einer Parallelwelt zu verstecken.
All die mehr oder weniger bekannten Gesichter und die dazugehörigen Namen schoben sich in meinen Geist und ich spürte, wie sich mir ein wenig die Kehle zuschnürte. Das waren nicht nur ziemlich starke Gegner, das waren teilweise verboten starke Gegner und ich betete jetzt schon dafür, keinen Uchiha im Kampf ab zubekommen, schon gar nicht Shisui. Warte, was? Meine Augen weiteten sich, als mein Blick auf den dunkelhaarigen Uchiha viel und mein Herz machte einen winzigen Hüpfer. Er lebte auch...
Ich sah rasch zu Aya, die ihn und Itachi wahrscheinlich auch schon wahrgenommen hatte und signalisierte ihr, was ich gerade eben fühlte. "Ich denke, die ganze Angelegenheit hier, kann sehr spannend werden...", murmelte ich, als Aya dann auch noch den zweiten Hokage ausmachte. Das war doch verrückt! Aber bedeutete das ...? Vielleicht...?Aber vielleicht auch nicht...?
Joko stürmte einige Schritte nach vorne, um einen Uchiha mittleren Alters zu begrüßen und diesen Moment nutzte ich, um Aya eine schnelle, aber dringliche Frage zu zuflüstern: "Glaubst du alle, die wir kannten und die gestorben sind, leben in dieser Welt?" Ich trauriges Funkel trat in meine Augen und ich war mir sicher, dass sie wusste, worauf ich hinaus wollte.
Ich schlenderte gerade Seite an Seite mit Itachi durch die Reihen anderer aufgekratzter Ninja, als ich plötzlich einen Blick auf mir spürte. Was an und für sich nichts ungewöhnliches war - immerhin war ich Shisui Uchiha, Shisui, der Teleporter. Ich hielt eine gewisse Berühmtheit inne im Raum Konoha und darüber hinaus, und doch war da etwas, was mich inne halten ließ und dafür sorgte, dass meine Augen anfingen, die Gegend nach diesen anderen eindringlichen Augen abzusuchen, die mich von irgendwoher anstarrten. Oh. Ich hatte die Person gefunden. Ich verzog das Gesicht, vollkommen verwirrt über meine eigene Gefühlswelt und die Emotionen die wohl am geeignetsten dafür wären, um sich in einer Situation wie dieser präsentieren zu lassen. Sollte ich lächeln? Strahlen, lachen? Oder sollte ich weinen? Sollte ich wütend sein? Sollte ich vor all diesen anderen Menschen einen mentalen Zusammenbruch haben, auf die Knie gehen und in mir zusammen fallen? Sollte ich einfach zu ihr rüber gehen und hallo sagen?
"Du hast sie also auch schon entdeckt."
"Unterbrich mich bitte nicht, Itachi. Ich führe gerade einen inneren Konflikt."
"Oh."
Vielleicht sollte ich einfach hingehen. Seit wann war ich überhaupt der Typ der so viel nachdachte und rumheulte? Mann, sie hatte mich in einen Jammerlappen verwandelt. Obwohl ich, wenn ich jetzt nochmal genauer drüber nachdachte, kein so großer Jammerlappen war, wenn sie nicht in der Nähe war. Scheiß drauf. Was auch immer jetzt gerade in mir vorging, ich musste dieses Problem auf jeden Fall aus der Welt räumen. Und ganz ehrlich: ich freute mich, die beiden durchgeknallten Schwestern wieder zu sehen.
Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen. "Gehen wir."
Kaum waren wir vor Sayori und Aya zum stehen gekommen, schloss ich die ältere von beiden ohne ein Wort, dafür aber mit einem breiten Grinsen, fest in die Arme. "Ihr seid wieder da." Ich strahlte die beiden an, ehe ich auch Aya in eine herzliche Umarmung zog, die diese mit Freuden erwiderte. Sie wirkte ganz aufgekratzt. Mein Blick huschte zu Itachi (der von Aya quasi angesprungen worden war und dem das Ganze sichtlich unangenehm war - dem Hokage sei Dank war Izumi nicht in der Nähe), ehe ich wieder in Gedanken versank. Dann waren sie also wieder in ihre Zeit zurück gereist. Ich fragte mich, wie viel Zeit wohl bei ihnen vergangen war, seit ihrem letzten Besuch hier. Bei uns waren es schließlich fünf Jahre gewesen ... Fünf lange Jahre ...
"Shisui! Itachi!", hörte ich plötzlich eine freundliche Stimme. Zwei weitere Uchihas kamen auf uns zu gelaufen, nichts weiter ungewöhnliches, wie man auf den ersten Blick vielleicht meinen könnte, aber bei näherem Hinsehen ...
"Joko!", sagte ich überrascht. Der Schwarzhaarige stellte sich wie selbstverständlich neben Aya und Sayori und legte den beiden die Hände auf die Schultern. "Wie geht's?", fragte er. Ich ignorierte seine Frage.
Ich hatte immer nur gewusst, dass er und seine Familie im Meerreich lebten. Niemals hätte ich geglaubt, dass sie auch auf Tari wohnen könnten. "Ihr .. ihr seid in einem Team?", fragte ich überrascht. Nicht dass ich eifersüchtig wäre.
Ich stellte mir gerade vor, wie ich reagieren würde, wenn Sasori plötzlich vor mir stehen würde, schob die Idee aber gleich wieder aus meinen Gedanken. Ein gebrochenes Herz konnte ich bei den vermeidlichen Teilnehmer des Turniers ganz sicher nicht gebrauchen und es gab andere Dinge, auf die ich mich konzentrieren musste. Zum Beispiel, musste ich herausfinden, wer der Uchiha war mit dem sich Joko gerade unterhielt und ob nicht der ganze Clan überlebt hatte. Sicherlich interessierte das Aya auch brennend. Immerhin war es immer ihr größtes Ziel gewesen, die Vernichtung der Uchihas abzuwenden.
Doch bevor ich sie diesbezüglich ansprechen konnte, wurde ich in eine feste Umarmung gezogen. Ich erstarrte und war mir sicher, dass für einen Moment meine Atmung aussetzte und eine peinliche Röte meine Wangen überzog. "Ihr seid wieder da.", sagte Shisui strahlend, löste die Umarmung und schloss auch Aya in die Arme, die im Gegensatz zu mir die Umarmung erwiderte. Ich schluckte, aber mein Hals fühlte sich trockener an, als die Wüste um Sunagakure. Ich sollte mich freuen. Ich sollte ihm um den Hals fallen... nach Sasoris Tod hatte ich nicht mehr häufig Geborgenheit und Wärme in der Nähe anderer Menschen gefühlt. Bei Shisui war das anders gewesen, aber ... das war lange her. Für mich kaum einige Wochen, aber für ihn... mussten es Jahre sein. Selbst wenn er einmal Gefühle für mich gehabt haben sollte, so waren diese wahrscheinlich längst erloschen. Und auch wenn Aya sichtlich erfreut war, Itachi zu sehen, so fehlte das Leuchten in seinen Augen, wenn er sie anblickte. Ich erinnere mich noch gut an den Itachi aus Akatsuki-Tagen... immer eine ausdruckslose Miene, die keine winzigen Einblick in die Welt hinter der Maske ermöglicht, aber sobald Aya aufgetaucht war, trat immer ein Leuchten in seine Augen. Dieser Itachi hatte meine Schwester geliebt, aber vor uns stand ein anderer Mensch. Er sah zwar genauso aus, aber er hatte andere Dinge erlebt, die ihn zu jemand anderem geformt hatten. Was bedeutete ... das keiner hier so war, wie er sein müsste. Natürlich war Deidara in dieser Welt ein normaler Shinobi... Itachi hatte ihn nie rekrutieren können, weil er nie Akatsuki beigetreten ist und wenn Nagato hier ist, dann dürfte es nicht einmal Akatsuki geben, was bedeutete... dass er, falls er am Leben war, überall sein könnte.
Ich bemerkte erst bei Shisuis Frage, dass Joko hinter uns getreten war, den mir unbekannten Uchiha im Schlepptau. "Ja, sind wir", sagte ich abwesend. Ich hatte nichts gesagt... kein "Freut mich, dich wiederzusehen." oder etwas vergleichbares. Ich habe sie einfach angeschwiegen, beim heiligen Mizukage, was mussten sie jetzt von mir denken? Hoffentlich hatte sich Aya etwas höflicher angestellt, wobei es war Aya, natürlich hatte sie das. Und anscheinend musste Joko die beiden kennen und sie ihn. Sonst hätten sie sich sicher nicht mit ihren Namen begrüßt.
Für einen Moment wünschte ich mir, ich könnte im Boden versinken und Aya mit den Uchihas allein lassen... dann fiel mir ein, dass ich das tatsächlich machen könnte, das Jutsu dafür beherrschte ich seit ich zehn Jahre alt war, aber letztendlich verwarf ich den Gedanken wieder. Es wäre schließlich unglaublich peinlich, wenn ich einfach wortlos im Boden versinken und nicht wieder auftauen würde. Wie heißt es so schön, manchen Dämonen muss man mich stellen? Ich würde mich dieser verflossenen Liebe stellen. Als könnte ein Shisui Uchiha mein ganzes Leben aus der Bahn werfen. Pah. Der Mann, der dazu fähig war, musste erst von den Toten wiederbelebt werden...
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